Meine Mutter und ich sind beste Freundinnen – seit ich 450 km weit weg gezogen bin. Sie lebt in der verrücktesten und quirligsten aller deutschen Städte, Berlin, während ich vor über 15 Jahren im schönen Frankenland gelandet bin. Hier stehen auch meine vier Bienenvölker: zwei (von Hektarnektar und Sirius Facilities gesponserte) auf einer verträumten Streuobstwiese mitten im Nirgendwo und zwei in einem wunderschönen, weitläufigen Privatgarten. In Berlin wäre das quasi undenkbar. Dennoch hat sich im Sommer 2022 ein Bienenschwarm in die Hausverkleidung meiner Eltern eingenistet. Warum sie genau diesen Platz auswählten? Wer weiß das schon, Bienenentscheidungen sind oft nicht nachvollziehbar. Meine Mutter war ganz verzückt und verstand plötzlich, warum ich, wenn ich den Kopf ausschalten muss, zu den Bienen fahre. Einfach neben der Beute zu sitzen und den fleißigen Mädels beim Ein- und Ausfliegen zuzuschauen, lässt mich schnell jeden Alltagsstress vergessen. Leider überlebten die wagemutigen Bienen meiner Mutter den Winter nicht. Sich zu einer wärmenden Traube zusammenzukuscheln unter dem schmalen Spalt zwischen Wandverkleidung und Wand muss ein unmögliches Unterfangen gewesen sein. Das ist übrigens der Grund, warum es heißt, dass Honigbienen in unserer modernen Gesellschaft ohne Imker nicht überlebensfähig sind. Ein Imker kümmert sich um seine Bienen und sorgt dafür, dass sie nicht in eine völlig ungeeignete neue Behausung ziehen und nach kurzer Zeit verenden.
Im nächsten Sommer schwirrten an derselben Hauswand wieder geflügelte Wesen durch die Luft, diesmal waren es Wespen, die sich im Rollokasten des Fensters häuslich niedergelassen hatten. Anstatt die friedlichen Bienen beobachten zu können, ärgerte sich meine Mutter also dieses Jahr mit sich ständig in die Wohnung verirrenden Wespen herum. Das stärkte im Umkehrschluss noch mehr ihr Interesse an den Bienen, und so begann sie, sich mehr und mehr auch mit den Bienenprodukten und deren Nutzen für den menschlichen Körper zu befassen. Letzten Monat kam es dann zu folgender Situation zwischen uns: Ich rief sie an, einfach um Hallo zu sagen. Ein paar Tage zuvor hatte ich mich bei meinem Sohn angesteckt, den ein ordentlicher Husten quälte. Meine Mutter hörte das natürlich sofort und begann wie gewohnt, mir ihre (mir seit über 40 Jahren bekannten) Heilmittel aufzuzählen: "Kind, mach dir einen Schal um, trink Tee, inhaliere und mach dir eine heiße Wanne..." "Ja, Mama, weiß ich alles." "Ich esse übrigens jeden Tag einen Löffel von deinem Honig!" Ich horchte auf. Sollte sie etwa mal einen meiner Tipps umgesetzt haben? "Ich habe da einen Artikel gelesen, den schicke ich dir mal." Ach so, ja klar, die Geschichte vom Propheten im eigenen Land. Na gut, aber neugierig war ich schon, was sie da über Honig gelesen hatte. Also ließ ich mir ihren Artikel aufs Handy schicken. Da stand etwas von der Heilkraft von Manuka-Honig. Dieser neuseeländische Honig, den Bienen aus den Blüten des Teebaums sammeln, soll legendär sein und sogar gegen Krebs wirksam. Auf einer Apitherapie-Versammlung des DAB hatte ich bereits davon gehört. Angeblich soll ein Krebspatient, der an die Kraft des Honigs glaubte, sich allein mit Manuka-Honig geheilt haben. Er hat dafür jedoch pro Monat viele hundert Euro ausgegeben. Doch sogar unsere moderne Wissenschaft hat die Heilkraft der Bienenprodukte bestätigt. Es gibt mittlerweile zahlreiche Artikel über die Wirksamkeit von Honig bei Brustkrebs. Aber auch unser regionaler Honig ist wertvoll und heilsam. Wer kennt nicht die legendäre Milch mit Honig bei Halsschmerzen? Und die Stocklufttherapie ist hilfreich bei Atemwegsproblemen bis hin zum klassischen Heuschnupfen. Ein Therapeut berichtete von seinen Erfolgen in sechs Sitzungen, nach denen er seine Patienten als geheilt entlassen konnte. In Rumänien, dem Geburtsland meines "Apitherapie-Vaters" Dr. Stefan Stangaciu, gibt es Einrichtungen, die ausschließlich mit Bienenprodukten über 500 Krankheiten behandeln. Als ich mit der Bienenhaltung anfing, war das mein erklärtes Ziel: einmal mit der Apitherapie Menschen eine wirkliche Alternative zur klassischen Schulmedizin bieten zu können, die den Körper nicht mit Nebenwirkungen belastet, völlig natürlich ist und eine durchschlagende Wirkkraft besitzt. An meinem Traum arbeite ich weiterhin, doch seit dem Beginn der Bienenhaltung kamen zwei Söhne dazwischen, und das, obwohl ich offiziell gar nicht schwanger werden kann. Ob das auch an meinem guten Honig liegt? Wer weiß...
Im September stehen einige wichtige imkerliche Arbeiten an. Die Bienenvölker müssen auf den Winter vorbereitet werden. Dazu gehört die Auffütterung mit Zuckerwasser oder speziellen Futtermitteln, um sicherzustellen, dass sie genügend Vorräte haben. Außerdem ist es wichtig, die Völker auf Krankheiten zu überprüfen und gegebenenfalls zu behandeln, insbesondere gegen die Varroamilbe, die eine der größten Bedrohungen für Honigbienen darstellt. Ein gesunder Bienenstock ist entscheidend für das Überleben der Bienen in den kalten Monaten.